Dass „Alte Musik“ und „Neue Musik“ nicht oder nur teilweise von der jeweiligen Kompositionsweise her definierbar sind, sondern sich letztlich auch als Ergebnis der Rezeption, der Kunstwahrnehmung erweisen, ist ein Tatbestand, auf den der Musikhistoriker Hans Heinrich Eggebrecht in seinem Buch „Musik im Abendland“ aufmerksam macht. Dort stellt er fest, dass es im Bewusstsein der Musikliebhaber – und damit meint er die, die sich mit der musikalischen „Hochkultur“ identifizieren – eine „eigentliche“ Kunstmusik gibt, die in der Tradition der bürgerlichen Musikkultur steht, und davor eine „alte“, sowie danach eine „neue“, die irgendwie nicht dazugehören. Diese „eigentliche“ Musik hat im Bewusstsein der Konzertbesucher ein gewisses Repertoire, in dem bestimmte Werke immer und immer wiederholt werden. Diese Repertoire der „eigentlichen“ Kunstmusik, vorwiegend Musik der „Wiener Klassik“, des 19. und des Anfangs des 20 Jahrhunderts hat in unserem Koblenzer Musikleben vor allem seinen Platz in den Kammerkonzerten des Vereins der Musikfreunde und in den Konzerten des Musikinstituts, deren verdienstvoller Einsatz für diese Musik schon eine lange Tradition hat. Die oben erwähnte Unschärfe in den Begriffen zeigt sich unter anderem auch darin, dass Musik, die älter ist als die „Wiener Klassik“ – beispielsweise Orchesterwerke von Bach und Händel oder „Frühklassisches“ – oder auch Werke der Moderne des 20 Jahrhunderts in diesem („eigentlichen“) Repertoire immer wieder auftauchen. Es zeigt sich damit, wie solche Abgrenzungen sich immer wieder verschieben.

In der Wahrnehmung des Publikums ist „Alte Musik“ und „Neue Musik“ eben etwas anderes. Das andere der „Neuen“ Musik muss hier nicht diskutiert werden. Das (wie heute vereinfachend gesagt wird) „klassische“ Repertoire, das mit der eigentlich so im engeren Sinn einmal definierten klassischen Musik der Wiener Komponisten Haydn und Mozart begann, ist von einer geschichtlichen Besonderheit geprägt: Diese Musik ist im Prinzip seit ihrer Entstehung immer im Repertoire, auch wenn sich da die Vorstellungen und Gewichte immer mal verschieben (so wurde z.B. Haydn zeitweise unterschätzt und abgewertet und inzwischen wieder neu gewichtet).

Genau dies – dass sie eben nicht immer im Repertoire war, sondern neu entdeckt und für das Repertoire wieder zugänglich gemacht werden musste - unterscheidet davon die „Alte Musik“.

 
   
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