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Das Problem der Aufführungspraxis hat sehr differenzierte Facetten. Neben der Tonbildung sei noch der Bereich des „richtigen“ Tempos erwähnt. Wir kennen als Maß für das Tempo seit Beethovens Zeit das von diesem empfohlene Metronom, das es im Barock noch nicht gab. Man kann dort genau eingeben, wie viele Taktschläge pro Minute erklingen sollen. Auf vielen Geräten findet man dort auch eine Skala, die angibt, in welchen Bereichen sich etwa eine Tempobezeichnung wie Adagio bewegt. Dabei ist es absolut unhistorisch, etwas wie den Begriff Adagio für alle Musik einheitlich festzulegen. Ein Adagio bei Corelli ist etwas ganz anderes als ein Adagio bei Bruckner.

Das hängt damit zusammen, dass alle diese Begriffe, die auf dem Metronom als Tempobegriffe erscheinen, im Barock als Begriffe für Affekte gedacht sind. Und zum Erreichen eines bestimmten Affekts ist das „richtige“ Tempo nur eines der Mittel. Außerdem zeigt es sich, dass Begriffe im Laufe der Geschichte immer ihre Bedeutung verändern.

Zu den Fragen der Aufführungspraxis gehören noch viele andere Einzelheiten, wie etwa Fragen der Verzierungskunst und dergleichen.

Als letzter Aspekt sei die Auseinandersetzung mit der Musikauffassung einer Zeit genannt. Jede Kultur, jede Gesellschaft und jede Zeit kann eine ganz eigene Auffassung von dem entwickeln, was die Aufgabe der Musik für das menschliche Leben ist und welche musikalischen Mittel ihr dabei wichtig sind in Komposition und Ausführung. Dazu gehört natürlich auch wieder das Klangbild, das Tonsystem, das System, in dem gestimmt wird usw. Dies kann hier nicht weiter ausgeführt werden. Aber es dürfte einleuchtend sein, dass das Einnehmen anderer Perspektiven dazu führen wird, dass man eine Musik anders spielt oder anders versteht.

   
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