Ein Aspekt ist die Repertoire-Erweiterung. Ausgehend vom Interesse an den überlieferten Namen Bach und Händel in Deutschland wurden immer mehr Komponisten des Barock ausgegraben, wobei die Entwicklung vom Spätbarock aus immer weiter zurück ging in die Geschichte. Zunehmend wurden aber auch die anderen fast vergessenen Epochen wieder entdeckt und aufgeführt. Diese Entwicklung beschleunigt sich bis heute. Eine Rolle spielt dabei sicher die Verbreitung der Musik über Tonträger und Rundfunk, die beide alles sofort in jede Wohnung tragen können.

Die Erweiterung des Repertoires erfolgt sogar für die Zeiträume der klassischen Musik. War diese früher mit den Namen Haydn, Mozart und Beethoven scheinbar klar definiert, so werden auch Zeitgenossen dieser drei immer mehr aufgeführt.

Ein zweiter Aspekt ist das Instrumentarium. Wie Mozarts und Mendelssohns Aufführungen noch erkennen lassen, wurden zunächst die alten Kompositionen in neuen Klang „übersetzt“. Schon vor 1900 keimte indes der Gedanke, dass die Aufführung dieser Musik sich orientieren müsste an den originalen Instrumenten, weil man sonst den ursprünglichen Klangeindruck nicht hat. Jede Epoche hat andere Klangideale, selbst der Stimmton wechselte immer und tut es noch heute. Nun waren alte erhaltene Instrumente in den meisten Fällen nicht mehr spielbar. Andere waren in ihrer Form im Lauf der Geschichte so entwickelt worden, dass ihr Klang dem früheren kaum noch ähnelte. Im Fall der Streichinstrumente gab es seit 1800 nicht nur Instrumente in neuer Bauweise, vielmehr waren auch die alten umgebaut worden (es gibt z.B. heute keine Originalstradivari mehr im Einsatz: aus Barockgeigen wurden moderne). Wiederum andere Instrumente waren ganz verschwunden, was zu nachgerade kriminalistischer Aktivität reizte. Ein ausgesprochen spannendes Beispiel ist etwa die Wiederentdeckung der bei Bach vorkommenden Oboe da caccia durch Harnoncourt (beschrieben in „Der musikalische Dialog“).
 
   
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